Ein Königreich für einen Esel
Der International Newcomer Award geht an ›Il Buco‹ von Michelangelo Frammartino
Sie kamen, sie sahen, sie entschieden: Die Jurys des 70. IFFMH haben soeben im Luxor bei der Award Ceremony die Gewinnerfilme des Festivals verkündet.
Der mit 30.000 Euro dotierte International Newcomer Award geht ›Il Buco‹ von Michelangelo Frammartino. “Dieser Film hat uns durch seine einzigartige Stimme, die Empfindungen und Konturen der Erkundung und seine verführerische filmische Nachdenklichkeit beeindruckt – eine visuelle Entdeckungsreise, ein Thriller der physischen wie emotionalen Empfindungen”, heißt es in der Begründung der International Jury bestehend aus Kathleen McInnis, Michelle Carey und Nicolas Wackerbarth. Ebenfalls von der International Jury vergeben: Der Rainer Werner Fassbinder-Award für das beste Drehbuch, der in diesem Jahr an ›Zero Fucks Given‹ von Julie Lecoustre und Emmanuel Marre verliehen wird. Beeindruckt hat das Trio die Drehbuchentwicklung vor Ort, der spielerische Umgang der Autor*innen mit dem globalen Prekariat, die bestrafende Reaktion auf das Zeigen menschlicher Gefühle und die Katz-und-Maus-Spiele bei Vorstellungsgesprächen und in der Kundenbetreuung, wo man ständig Leistung bringen muss. Der japanische Beitrag aus dem Wettbewerb, ›Haruhara-san’s Recorder‹ von Kyoshi Sugita, wurde mit einer Lobenden Erwähnung bedacht.
Gewinnerfilm des FIPRESCI Awards ist das US-Indie-Drama ›The Sleeping Negro‹ von Skinner Myers, in dem Wut über das politische System mit politischer Analyse zusammenfallen. Die FIPRESCI-Jury zur Auswahl: “Mit seiner einzigartigen Filmsprache ist er unverblümt, elegant und zugleich zutiefst menschlich.”
Der Ecumenical Award wird an Antoinette Boulats ›My Night‹ verliehen, den die Jury als magischen Kinomoment bezeichnet.
Die Junge Jury verleiht in diesem Jahr den Award of the Student Jury an ›The First Fallen‹, in dem Regisseur Rodrigo de Oliveira einen wichtigen Teil der LGBTQ-Geschichte aufarbeitet. Durch formale und inhaltliche Präzision gelingt es dem Film, authentisch und jenseits klassischer Dramaturgie dem Publikum das Leid der Opfer der AIDS-Epidemie näherzubringen.