Mario Pfeifer: Again/Noch einmal

Regie: Mario Pfeifer
Land: Deutschland

Wenn es ein Werk im deutschen Kunstfilm gibt, das in der jüngeren Vergangenheit – auch international – Aufsehen erregt hat, dann Mario Pfeifers Again/Noch einmal! Die Zwei-Kanal-Videoinstallation aus dem Jahr 2018 basiert auf der realen Geschichte des aus dem Irak nach Deutschland geflohenen Schabas Al-Aziz, der nach einem Streit mit einer Supermarktkassiererin von vier anderen Besucher*innen des Marktes beschimpft, zusammengeschlagen und schließlich an einen Baum gefesselt wurde. Eine Frau filmte das Geschehen und das Video ging viral. In Diskussionen im Internet gaben viele Kommentare dem Geflüchteten die Schuld an der Eskalation. Bevor es dann schließlich 2017 zum Prozess kam, fand man Al-Aziz, der als Zeuge aussagen sollte, erfroren im Wald auf und der Fall wurde eingestellt.

In Noch einmal versammelt Mario Pfeifer nun deutsche Bürger*innen zu einer Jury. Sie sind mit der Aufgabe betraut, die Ereignisse aufs Neue zu bewerten. Die Schauspieler*innen Mark Waschke und Dennenesch Zoudé moderieren diesen Vorgang. Das Ergebnis ist eine Art Prozess, in dem die Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven rekonstruiert, dokumentiert und nachinszeniert werden. Auf spannende Weise werden so Aspekte dieses Falls diskutiert, die bis dahin zu kurz gekommen sind. Vor allem geht es um das Verhältnis von Zivilcourage, Selbstjustiz und Fremdenfeindlichkeit. Im Hintergrund steht dabei die aktuell so brennende Frage, ob und wie ein Dialog möglich ist, wenn unsere Gesellschaft zusehends auseinanderdriftet. Und nicht zuletzt ist Noch einmal einer der ganz großen Fragen der modernen Kunst verpflichtet, nämlich der nach unserer Wahrnehmung der Realität und ihren Voraussetzungen. Wir freuen uns sehr, dieses mit zahlreichen Auszeichnungen bedachte bedeutende Werk im Rahmen des IFFMH in der Kunsthalle Mannheim zeigen zu können.

Eröffnung der Präsentation in der Kunsthalle Mannheim: Freitag, 20. November 2020, 16:00 Uhr


Begrüßung: Dr. Johan Holten, Direktor Kunsthalle Mannheim und Dr. Sascha Keilholz, Festivalleiter, IFFMH


Einführung: Dr. des Alfred Stumm, IFFMH und Dr. Sebastian Baden, Kurator zeitgenössische Kunst/Skulptur, Kunsthalle Mannheim


Dauer: 20. bis 22. November 2020


Spielort: Auditorium der Kunsthalle Mannheim, Friedrichsplatz 4, 68165 Mannheim

Regie

Mario Pfeifer ist 1981 in Dresden geboren und studierte an den Kunstakademien in Leipzig und Berlin sowie an der Städelschule in Frankfurt am Main. Er hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen und Biennalen teilgenommen und hatte zuletzt Einzelausstellungen im Museum Folkwang in Essen (2020) sowie im Edith-Russ-Haus für Medien-kunst in Oldenburg (2020), im Power Plant in Toronto (2019), in den Kunstsammlungen Chemnitz (2018) und bei KOW Berlin (2017). Er wurde mehrfach ausgezeichnet und war Artist-in-Residence in Brasilien, im Senegal, in Nigeria, Frankreich, England und den USA. Den Künstler interessiert die spezifische politische Gegenwart der Orte, an denen seine Werke entstehen, und deren je eigener soziokultureller Kontex