Facing New Challenges: Water

Metropolpremiere

Im Heidelberger Kunstverein findet in diesem ersten Jahr unserer Kooperation eine Sammelausstellung mit dem Titel »Water« statt. „Wasser“ ist angesichts von Klimawandel und Umweltverschmutzung, aktueller und zukünftig zu erwartender Verteilungskämpfe und nicht zuletzt seiner Bedeutung für die (post-)koloniale Historie ein hochaktuelles und drängendes Thema. Und als solches beschäftigt es auch und gerade die zeitgenössische Kunst. Aber nicht nur als solches. Denn das Wasser ist mehr als bloß Gegenstand und Symbol historischer Krisen.

Zur Faszination dieses für den Menschen wohl bedeutendsten Elements gehört vielmehr auch seine Sinnlichkeit, seine fluide Schönheit, seine Erhabenheit und geheimnisvolle Unergründlichkeit. Und auch diese Seite des Wassers zeigen die gemeinsam mit dem Heidelberger Kunstverein ausgewählten Arbeiten. Diese Auswahl soll dabei einen möglichst breit gefächerten Blick auf dieses ebenso schöne und lebensstiftende wie bedrohte und – auch dadurch – bedrohliche Element erlauben. Konkret heißt das, es geht um das Wasser, das Meer, den Ozean usw. als Objekt der Wissenschaft, als Sinnbild der aktuellen ökologischen Krise, als Naturgewalt, als Gegenstand der Ausbeutung sowie als Ort verschiedenster Konflikte, aber auch um das Wasser als Transit- und Lebensraum und eben als chemische Verbindung mit besonderen ästhetischen Eigenschaften. Die Zusammenschau von Werken unterschiedlichster bedeutender zeitgenössischer Künstler*innen wird es den Besucher*innen ermöglichen, eine neue, sensibilisierte und breit informierte Perspektive auf das von unserer Ausstellung in den Blick genommene Element zu gewinnen. Susanne Winterling zum Beispiel erforscht die Beziehung zwischen Meeresökologie, Klimawandel und dem Anthropozän anhand eines ozeanischen Weitblicks. Ihre Sound-Installation Planetary Opera In Three Acts, Divided By The Currents kombiniert natürliche und synthetische, dokumentarische und imaginäre Klänge – darunter Hydrophonaufnahmen von Algen, Geräusche schlüpfender Schildkröten, Krabben, die ihre Krallen aneinander reiben und andere ökologische Wunderwerke.

In seinem visuell eindrucksvollen Film Haemocyanin beobachtet der interdisziplinär arbeitende finnische Künstler Tuomas A. Laitinen, wie ein Oktopus mit einer Glasstruktur interagiert, und denkt so über die Bewegungen des Körpers als Sprache sowie über Systeme der Anpassung nach.

Sonia Levys Werke bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. In Hafrún artikuliert sie nicht nur die Arten und Weisen, wie der Mensch Gewässer studiert, aus ihnen schöpft und versucht zu beherrschen, sondern auch die vorherrschende Assoziation zwischen Meer und Frauenkörper durch den weiblichen Namen Hafrún.

In Nina E. Schönefelds Filmen wie Dark Waters werden weibliche Superheldinnen ins Zentrum des Geschehens gestellt, die für politischen Wandel, Meinungsfreiheit und die Natur kämpfen. Aktuelle politisch–ökologische Themen werden verknüpft und als apokalyptische Sci–Fi Spekulationen weiterentwickelt.

Die schweizer Künstlerin Ursula Biemann entwickelt in Acoustic Ocean poetische Science-Fiction zum Thema Klimaveränderung und Meeresforschung, mit denen sie über neue Lebensformen und fiktive Entwicklungen des planetarischen Ökosystems spekuliert.

Tabita Rezaires Deep Down Tidal untersucht rassistische, koloniale und heteronormativen Machtstrukturen und deren Effekte auf Identität, Technologie, Sexualität, und Spiritualität. Sie bezeichnet sich als Heilpraktikerin, intersektionale Predigerin, technisch–politische Forscherin und Yogalehrerin.

Das Karrabing Film Collective gründete sich in Reaktion auf Angriffe des australischen Staates auf soziale und territoriale Strukturen der indigenen Bevölkerung. Mit Handkameras und Telefonen werden in The Mermaids, or Aiden in Wonderland alltägliche Szenen dramatisiert und die Folgen kolonialer Gewalt wie Landesbeschränkungen und Umerziehung offen gelegt.

Der in Milwaukee lebende Filmemacher Sky Hopinka ist Mitglied der Ho-Chunk Nation und ein Nachfahre der Pechanga Band der Luiseño-Indians. Seine Tätigkeit als Filmemacher ist stark von seiner Arbeit als Sprachlehrer geprägt. In seinen Filmen erforscht er die Zusammenhänge zwischen Sprache, Identität und kulturellen Konstruktionen. Sein erster Spielfilm maɬni – towards the ocean, towards the shore ist ein zweiteiliges Porträt seiner beiden Freunde Sweetwater Sahme und Jordan Mercier auf ihren getrennten Wegen durch die Wälder und entlang der Küsten.

Titelbild: © Tuomas A. Laitinen

Eröffnung (Vernissage):Mittwoch, 11. November 2020, 19:00 Uhr


Begrüßung: Dr. Ursula Schöndeling, Direktorin Kunstverein Heidelberg und Dr. Sascha Keilholz, Festivalleiter IFFMH


Einführung: Dr. des. Alfred Stumm, IFFMH


Dauer: 11. November 2020 bis 17. Januar 2021


Spielort: Heidelberger Kunstverein, Hauptstraße 97, 69117 Heidelberg